Schilddrüse

  • Untersuchungsmethoden

    Die Funktionsfähigkeit und Gesundheit der Schilddrüse lässt sich durch eine Kombination von optischen Verfahren (Ultraschall und Farbduplex) und Labor-Untersuchungen der Blutwerte kontrollieren.

    • Sonographie (Ultraschall-Untersuchung)

      Die Schilddrüse lässt sich nur mit hochauflösenden Schallköpfen in allen Organteilen einschließlich der umgebenden Strukturen in großer Genauigkeit darstellen. Gesundes, entzündliches, knotiges und auch tumorverdächtiges Gewebe sind so voneinander zu unterscheiden.

      Das Farbduplex-Verfahren ist eine spezielle Art der Ultraschalluntersuchung. Im Gegensatz zur schwarzweißen Darstellung der "normalen" Sonographie lassen sich insbesondere fliessende Strukturen in verschiedenen Farben abbilden. Auf diese Weise kann man die Durchblutung und den Funktionsgrad des Schilddrüsengewebes beobachten und beurteilen. Indirekt sind Rückschlüsse auf den Entzündungsgrad und mitunter auch auf die Gut- oder Bösartigkeit von Gewebeveränderungen möglich.

    • Feinnadelpunktion (Entnahme von Gewebeproben)

      Dabei wird unter Ultraschallsicht mit einer dünnen Nadel Material zur mikroskopischen Untersuchung entnommen. Auf diese Weise lässt sich zum Beispiel klären, ob ein Knoten oder eine andere Organveränderung im Körper belassen und beobachtet werden kann oder ob eine Operation beziehungsweise eine Radiojod-Therapie notwenig sind.

      Eine Punktion der Schilddrüse verursacht nicht mehr Schmerzen als eine normale Blutentnahme. Der Vorgang dauert höchstens 2-3 Minuten. Die Gefahr einer Verletzung der Nachbarorgane ist extrem gering. Die immer wieder geäußerte Befürchtung, dass bei einer Punktion Tumorgewebe verschleppt werden könnte, hat sich als grundlos erwiesen.

      Die Analyse der Gewebeprobe wird dann in einem Speziallabor durchgeführt.

    • Laboruntersuchungen

      Das Hormon TSH, gebildet von der Hirnanhangsdrüse, steuert die Schilddrüse und steht bei der Diagnostik von Schilddrüsenerkrankungen im Mittelpunkt. Wenn sich für TSH abnormale Werte zeigen, werden ergänzend die freien Schilddrüsenhormone fT3 und fT4 bestimmt.

      Der TPO- und TRAK-Test ermöglicht den Nachweis von Autoantikörpern im Blut (Eiweissstoffe welche sich gegen eigene Organe richten) als Zeichen einer Autoimmunentzündung.

  • Symptome und Therapie

    • Struma (Schilddrüsen-Vergrößerung / "Kropf")

      Die einfache Struma (der sogenannte "Kropf") ist eine Schilddrüsenvergrößerung. In der Regel ist sie eine Folge von Jodmangel - wie er in unserer Region jahrhundertelang verbreitet war.

    • Knotenstruma

      Die Knotenstruma - ist eine Schilddrüsen-Vergrößerung mit knotiger Gewebeveränderung.

      Durch Medikamente lassen sich Knoten nicht beseitigen. Die Knotenstruma kann mit einer normalen Schilddrüsenfunktion einhergehen. Sie kann aber auch in Verbindung mit einer Funktionsstörung (Über- oder Unterfunktion) verbunden sein. Diese muß entsprechend behandelt werden.

      Wenn eine Zyste vorliegt, lässt sich das Problem zuweilen durch eine einfache Punktion lösen. Dabei wird die enthaltene Flüssigkeit mit einer feinen Nadel entnommen. In vielen Fällen bildet sich die Zyste zurück und es bedarf keiner weiteren Maßnahmen. Gelegentlich sind dazu mehrere Behandlungen erforderlich.

    • Hypothyreose (Schilddrüsenunterfunktion)

      Die Schilddrüsenunterfunktion beschreibt den Zustand, bei dem zu wenig Schilddrüsenhormone produziert werden. Die Schilddrüse ist dazu nicht in der Lage, weil sie entzündet oder geschrumpft ist oder wenn nach einer Operation zu wenig Restgewebe verblieben ist.

      Ein erhöhter TSH-Wert im Blut signalisiert, dass die Hypophyse (Hirnanhangsdrüse) versucht, die Schilddrüse zur Arbeit anzuregen. Die Konzentration des Schilddrüsenhormons fT4 sinkt ab.

      Symptome einer Schilddrüsen-Unterfunktion können Müdigkeit, Leistungsmangel, Depression, Gewichtszunahme, ansteigendes Cholesterin, Muskelschwäche, Frösteln, Kälteempfindlichkeit und Haarausfall.

      Die Therapie besteht im feindosierten Ersatz des Hormondefizits durch künstlich hergestellte, naturidentische Schilddrüsenhormone, die dafür sorgen, dass der erhöhte TSH-Wert sich normalisiert.

    • Hyperthyreose (Schilddrüsenüberfunktion)

      Eine Schilddrüsenüberfunktion bezeichnet einen Zustand, in dem zu viel Schilddrüsenhormon im Körper freigesetzt wird.

      Ein zu niedriger TSH-Wert im Blut signalisiert, dass die Hypophyse (Hirnanhangsdrüse) ihre Steuerung der Schilddrüse zurückgenommen hat, da im Blut die Konzentration des Schilddrüsenhormons fT3 ansteigt. In späteren Krankheitsphasen kann auch fT4 erhöht sein.

      Körperlich zeigt sich die Überfunktion durch Zittern, Schwitzen, Nervosität, Herzrasen, Gewichtsverlust, Durchfall und erhöhte Temperatur. Bei ohnehin nervösen Menschen kann sich die seelische Angespanntheit bis zur Psychose steigern.

      Eine Schilddrüsenüberfunktion kann unterschiedliche Ursachen haben.

    • Autonomes Adenom

      Eine Schilddrüsenüberfunktion kann zum Beispiel ausgelöst werden, wenn ein Knoten in der Schilddrüse autonom (selbständig) wird und unkontrolliert Hormone produziert.

      Bei der Duplex-/Farbdoppler-Untersuchung erkennt man einen solchen Knoten am typisch leuchtenden Ring um den Knoten herum. Im Schilddrüsen-Szintigramm speichert ein solcher Knoten vermehrt das zur Markierung verwendete Radionuklid.

      Achtung! Röntgen-Untersuchungen mit Jod-Kontrastmitteln (zum Beispiel: Computertomographie, Herz- und Gefäßkatheterisierung, Nieren- und Gallenuntersuchung) dürfen bei Patienten mit autonomen Adenomen nicht durchgeführt werden. Sie bergen ein gefährliches Risiko. In Reaktion auf das Jod-Kontrastmittel kann es innerhalb weniger Tage zu einer toxischen Krise kommen - das heißt: einer Vergiftung mit körpereigenem Schilddrüsenhormon.

      Ein autonomes Adenom muss aus der Schilddrüse entfernt werden. Dazu wird die Schilddrüsenfunktion zunächst durch Medikamente normalisiert. Diese Behandlung erfordert eine sehr genaue, engmaschige Kontrolle von Medikamentendosis und Behandlungserfolg. Anschließend kann das autonome Adenom durch eine Operation oder eine Radiojod-Therapie entfernt werden.

    • Morbus Basedow

      Eine weitere wichtige Form der Schilddrüsenüberfunktion entsteht durch die BASEDOW- Erkrankung. Bei dieser Autoimmunkrankheit treiben Antikörper die gesamte Schilddrüse in einen Entzündungsprozess, der mit erhöhter Produktion von fT3 und fT4 einhergeht. Die Schilddrüse schwillt an und wird bei schlanken Personen deutlich sichtbar.

      Die BASEDOW-Krankheit erfordert eine durch engmaschige Kontrollen überprüfte Medikamententherapie. Falls die Medikamententherapie nicht die gewünschte Wirkung zeigt, muss die Schilddrüse entfernt werden. Alternativ kann das Organ auch bei dieser Form der Schilddrüsenüberfunktion durch eine Radiojod-Therapie behandelt werden.

      Bei Frauen - besonders bei Raucherinnen - hat die BASEDOW- Erkrankung häufig Auswirkungen auf die Augen: Diese scheinen außergewöhnlich groß zu werden, die Lider treten zurück, die Bindehäute sind gerötet. Der Druck hinter den Augen erhöht sich und verursacht einen Dauerkopfschmerz hinter der Stirn.

      In Zusammenarbeit mit erfahrenen Augenärzten wird über das weitere Vorgehen entschieden.

    • Hashimoto Thyreoiditis

      Eine fast immer von selbst endende Form der Überfunktion kann im Rahmen einer anderen Schilddrüsenentzündung entstehen, der Autoimmunthyreoiditis (Hashimoto). Dabei produziert das Immunsystems Abwehrstoffe (Antikörper), die gegen den eigenen Körper gerichtet sind. Die Hashimoto- Thyreoiditis ist oft mit einer allmählichen Schrumpfung des Organs verbunden. Im weiteren Verlauf der Krankheit kann daher eine Unterfunktion entstehen.

    • Schilddrüsenkrebs

      Zunächst die wichtigste Mitteilung: Schilddrüsenkrebs ist sehr selten. Obwohl wir in den vergangenen Jahren eine sehr große Zahl von Schilddrüsenpatienten behandelt haben, waren darunter äußerst wenige Patienten mit Schilddrüsen-Krebs, konkret: maximal ein Patient pro Jahr.

      Die Entdeckung von Schilddrüsenkrebs erfolgt fast immer zufällig. Das heißt: Patienten haben keine Symptome und kommen nicht, um einen bestehenden Verdacht abzuklären, sondern lassen die Schilddrüsenuntersuchung aus anderen Gründen durchführen. In späten Fällen der Erkrankung ist der Anlass für eine Untersuchung oft die Suche nach den Ursachen eines geschwollenen Lymphknoten.

      Die Behandlung von Schilddrüsenkrebs erfolgt immer zunächst operativ in einem Zentrum für Schilddrüsentumoren, anschließend wird je nach Größe des Tumor eine Radiojodtherapie vorgenommen. Die Nachsorge kann hier in der Praxis erfolgen. Je nach Art des bösartigen Gewebes ist die Prognose gut bis sehr gut.